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Thüringer Zwerg-Barthuhn


Haltung

Thüringen erreicht eine Höhe über den Meeresspiegel von 114 bis 983 Metern. Gerade in höheren Lagen ist das Wetter kühler. Der Entstehungsort Ruhla liegt auf einer Höhe von 440 bis 530 Metern. Thüringer Barthühner eignen sich demnach perfekt für diese und andere Regionen mit widrigen Wetterverhältnissen. Der Bart schützt die empfindlichsten Stellen am Huhn vor Erfrierungen sowie der einfache und gleichmäßig gezackte Kamm maximal mittelgroß wird.


Weiterhin haben Thüringer Pausbäckchen ein anliegendes und dichtes Gefieder. Sie brauchen lediglich einen Hühnerstall, der sie vor Zugluft schützt. Eine luftige Bretterkiste reicht also nicht, die Ecken müssen dicht sein.

Neben der Wetterhärte bringen die aktiven und kecken Thüringer Barthühner eine sehr gute Futterverwertung mit. Die leichten Hühner müssen immerhin nicht viel Fleisch ernähren und können die Energie in die Eierproduktion stecken. Sie müssen im Sommer nur wenig, im Winter wegen der Futterknappheit reichlicher gefüttert werden. In der warmen Jahreszeit suchen sie den Großteil des Futters selber. Sie brauchen aber auch unabhängig vom Futter viel Bewegung.

Wer einen Freilauf einzäunt, soll eine große Fläche und einen hohen Zaun wählen, damit die Hühner drinnen bleiben und genug Fläche zum Scharren haben. Bei zu wenig Raum fangen die Hühner mit dem Federpicken an und rupfen einander zuerst die Bärte.

Spezielle Tränken und Futternäpfe für Bart- und Haubenhühner wären ein Vorteil, damit die Bärte sauber und trocken bleiben. Gerne wird Weichfutter angenommen. Es soll allerdings nur trockenes Futter gegeben werden, da feuchte Reste leichter in den Bärten hängen bleiben und damit zum Federpicken anregen.

Die friedlichen und schnell zähmbaren, aber leicht erregbaren Hühner prägen ein lebhaftes Temperament aus, das viele Halter anspricht, für Kinder aber vielleicht zu lebhaft ist. Im Allgemeinen sind Thüringer Barthühner sehr robuste und friedliche Hühner, die sich überwiegend selber versorgen, schön aussehen und viele Eier legen. Sie brauchen lediglich viel Auslauf und einen trockenen sowie dichten Hühnerstall.


Eier und Legeleistung

Ursprünglich ging es den Haltern der Thüringer Barthühner um die vielen Eier. Die Legeleistung nahm jedoch ab, als diese schönen Hühner nur noch auf ihre Erscheinung optimiert wurden. Mit immerhin 160 weißen Eiern legt das Thüringer Pausbäckchen auch heute noch sehr gut.

Das Mindestgewicht für Bruteier beträgt 53 Gramm.

Die Eier erreichen ein Gewicht bis 55 Gramm.

Die Hennen dieser Rasse werden nicht oft brütig, womit sie über das Jahr hinweg die Zeit zum Eierlegen nutzen.


Küken

Thüringer Barthühner sind friedliche Hühner, die schnell zutraulich werden. Sie kommen jedoch nur selten in Brutstimmung.

Die Küken sind frohwüchsig und sehr unkompliziert, solange sie nicht zu spät im Jahr schlüpfen.


Farbschläge

Heutige Farbschläge in Deutschland, die bereits im Jahr 1910 anerkannt waren:

  • gelb
  • gold-schwarzgetupft
  • weiß
  • chamois-weißgetupft
  • rebhuhnfarbig
  • silber-schwarzgetupft
  • schwarz
  • gesperbert
  • blau-gesäumt

Im Jahr 2016 zählt die Zentrale Dokumentation Tiergenetischer Ressourcen in Deutschland (TGRDEU) für die neun anerkannten Farbschläge 138 Züchter mit zusammen 1081 Hennen und 253 Hähnen. Die getupften, der rebhuhnfarbige und der schwarze Farbschlag kommen jeweils auf über 100 oder sogar über 200 Zuchthennen. Die anderen Farbschläge liegen bei gut 50 und nur die gesperberten bei gut 30 Zuchthennen. Die Bestandszahlen aller Farbschläge nahmen ab 2000 um ein Drittel ab, blieben aber ab 2008 relativ stabil.

Der schwarze Farbschlag gilt als am besten durchgezüchtet. Wer als unerfahrener Züchter beginnen möchte, hat es hier einfacher, da die Küken mit höherer Wahrscheinlichkeit den Rassestandards entsprechen werden. Das Schwarz soll einen Grünlack ausprägen, es dürfen keine violetten Streifen auftreten.

Der weiße Farbschlag ist deswegen schwieriger, da hier zu oft ein Gelbschimmer durchkommt. Es ist nicht leicht, auf reinweiß zu züchten.

Beim blauen Farbschlag wird ein mittlerer Blauton mit schwarzem Federsaum angestrebt. Dieser Farbschlag ist spalterbig. Es kommen zu 50% schwarze und ebenso viele schmutzig weißen Tieren hervor. Werden diese wieder verpaart, kommen wieder Blaugesäumte heraus.

Der gelbe Farbschlag soll ein sattes Gelb aufweisen und ist in gutem Zustand. Damit das Gelb zur Geltung kommt, muss auf das helle Untergefieder geachtet werden.

Beim gesperberten Farbschlag ist wie auch bei anderen Hühnerrassen die Henne dunkler als der Hahn. Beim Hahn sind die hellen und dunklen Streifen auf den Federn gleich breit, bei der Henne sind die dunkleren Streifen breiter.

Die getupften Farbschläge sind für den Züchter besonders anspruchsvoll, da es auf gleichmäßige Tupfen ankommt. Um die Silber-Schwarzgetupften musste über Jahre gekämpft werden sowie die Chamois-Weißgetupften sogar für 40 bis 50 Jahre als verschollen galten, bis sie 1983 in Viernau wieder auf einer Hühnershow bewundert werden konnten.

Aus Aufzeichnungen geht hervor, dass es die Rebhuhnfarbigen einst gab, die bereits 1907 als verschwunden galten. Anfang der 50er Jahre wurden sie mit Altsteirer, Welsumer, rebhuhnfarbigen Rheinländern und gold-schwarzgetupften sowie schwarzen Thüringer Barthühner neu erzüchtet. 1956 wurden diese Hühner das erste Mal präsentiert, 1957 fanden sie sich bereits auf der Landesshow in Eisenach.

Mehrere der einstigen Farbschläge gingen mit der Zeit wieder unter.


Thüringer Zwerg Barthühner

Wem es das Thüringer Barthuhn angetan hat, der muss darauf auch nicht verzichten, wenn nur wenig Platz zur Verfügung steht. Die Thüringer Zwerg Barthühner können dann eine hervorragende Alternative sein. Mit einem Gewicht von knapp einem Kilo passen die lebhaften Hühnchen in jeden Vorgarten und erfreuen den Halter mit 120 weißen Eiern im Jahr.


Gut zu wissen


  • Thüringer Barthühner brauchen viel Auslauf und fühlen sich in beengten Situationen unwohl. Werden sie auf Ausstellungen in beengten Käfigen zur Show gestellt, nehmen sie eine andere Körperhaltung an. Die Brust wirkt flacher, der Schwanz schmaler sowie die Hühner etwas aufrechter stehen und die Flügel leicht runter hängen. Dadurch wird der Preisrichter irritiert und wird schlechtere Wertungen erteilen. Deswegen wird empfohlen, die Thüringer Barthühner bereits vor den Ausstellungen für ein paar Stunden am Tag an die kleinen Käfige zu gewöhnen, damit sie eine natürlichere Haltung einnehmen.
  • Einst gab es auch Gelbgetupfte, Silberhalsige, Tollbunte oder Mohrenköpfige Farbschläge. Die Gelbgetupften entsprangen den Goldgetupften als zu helle Exemplare. Die Silberhalsigen sahen aus, wie die rebhuhnfarbigen, nur in Silber. Tollbunt steht hier für drei- oder porzellanfarbig. Die Tollbunten scheinen nie ein ?ins reine gezüchteter? Farbschlag gewesen zu sein. Hier wurden vermutlich Orloff zur Verbesserung der Bärte eingekreuzt, womit für den ersten Moment die Tollbunten rauskamen. Zu den Mohrenköpfen finden sich nur vage Anhaltspunkte, dass es sie einst gegeben hat. In den Niederlanden vorgefundene Tiere wurden vermutlich mit mohrenköpfigen Eulenbarthennen verwechselt sowie es keine stimmigen Belege gibt, dass es mohrenköpfige Thüringer Barthühner jemals in Ruhla oder der Umgebung gab. Dieses kann sein, muss es aber nicht.
  • Neben der Großrasse gibt es auch die Thüringer Zwerg-Barthühner.



Die Ursprünge der Thüringer Barthühner



Das Thüringer Barthuhn entstand mit hoher Sicherheit in der Kleinstadt Ruhla, welche im westlichen Teil des Thüringer Waldes liegt. Bereits im Jahr 1750 scheint es hier bärtige Haubenhühner gegeben zu haben. Es kann heute nicht mehr exakt geklärt werden, aus welchen Hühnerrassen die Thüringer Barthühner, die bis 1934 als Thüringer Pausbäckchen bekannt waren, entstanden oder erzüchtet wurden. Es handelt sich um eine der ältesten deutschen Haushuhnrassen und eine der ältesten Landhuhnrassen.

Es gibt zur Entstehung zwei Theorien: Im 30jährigen Krieg wurden viele Regionen vom heutigen Deutschland oder angrenzende Regionen verwüstet und auch entvölkert. Im Jahr 1621 erreichten Flüchtlinge aus Böhmen und Mähren Thüringen. Es handelte sich um Bauern, die vermutlich auch ihr Vieh mitbrachten. Böhmische Landhühner mit Bart, die teils auch eine Haube trugen, werden dazu gehört haben. Sie siedelten sich zum Großteil im Thüringer Wald in der Region von Ruhla und Steinbach an. Diese Hühner werden sich vermutlich unbeabsichtigt mit den Otterköpfchen aus West-Thüringen gemischt haben. Diese Haushuhnrasse ging schließlich ganz in die Thüringer Barthühner über und starb damit aus.

Die andere Theorie zur Entstehung: Mit dem Import von Meerschaum zur Produktion von Meerschaumpfeifen in Thüringen aus Kleinasien und der Krim könnte das gold- und silbergetupfte bärtige Pawlowa Huhn, welches aus Südrussland stammt, in die Region gekommen sein. Dieses hat sich dann mit den einst gehaltenen Paduanern und dem Thüringer Otterköpfchen gemischt.

Weitere Theorien besagen, dass auch Houdan Hühner zu den Ahnen der Thüringer Pausbäckchen gehörten oder dass es sie zuerst nur in dem Städtchen Ruhla gab.

Als gesichert gilt zumindest, dass Thüringer Barthühner bereits zu Beginn des 19ten Jahrhunderts in Ruhla und der Umgebung in Reinzucht gehalten wurden. Deswegen wird als Entstehungszeitpunkt für diese Hühnerrasse vielfach ?Anfang des 19ten Jahrhunderts? genannt.


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